Sonnenaufgang auf dem Vulkan

Wer hätte gedacht, dass Lombok so anders ist als Bali. Haben mich auf Bali unzählige Tempel aus dem schwarzen Vulkangestein tagtäglich im Landschaftsbild begleitet, so finden sich diese auf Lombok nur noch äußerst selten. Viel mehr prägen Moscheen das Inselbild.

Der Tourismus leidet trotzdem nicht. Zahlreiche Resorts finden sich entlang der weißen Strände. Ebenso gilt Lombok als Tor zu den drei bekannten Gili-Insel: Trawangan, Meno oder Air.

Auf Lombok habe ich mich aber erstmal anderen Herausforderungen gestellt. Die Insel ist vulkanischen Ursprungs und Heimat des 3.726 Meter hohen Vulkan Rinjani. Rinjani ist der zweithöchste Vulkan Indonesiens. Im Oktober 2015 hatte er seine letzte Eruption. Der Vulkan gehört zum Sundabogen (Inselbogen-Vulkan) – einer Gruppe von Inseln, die durch tektonische Plattenverschiebungen enstanden sind. Dazu gehören die Andamanen und Nikobaren, Sumatra und Java und die Inselgruppe der Kleinen Sunda-Inseln.

Rinjanis Erscheinung ist geprägt von einer riesigen Caldera, einem 230m tiefen Kratersee und dem kleinen Vulkankegel Barujari, der im Kratersee liegt. Im See gibt es tatsächlich Fische, die anscheinend auch von den Einheimischen gegessen werden. Ausserdem entspringen dem Vulkan heisse Quellen, in denen man baden kann. Überraschenderweise leben auch in diesem heissen Wasser Fische. Diese sind von einer besonderen Art, denn sie neigen dazu, die Menschen anzuknabbern. Ich spreche natürlich nicht von Piranhas sondern von dieser Sorte Putzerfische, die auch zu therapeutischen Zwecken eingesetzt werden – hoffe ich zumindest. Ich habe jedenfalls keinen Schaden genommen, als ich von zirka 50 Fischen belagert wurde, die teilweise auch grösser waren als die Länge meines Fingers.

Aber das war der entspannte Teil der dreitägigen Trekking Tour. Der Aufstieg selbst war mehr als anstrengend. Horden von Rucksacktouristen wurden den Berg hochgetrieben. Und Horden von Trägern überholten diese in Flip Flops und mit 20kg und mehr Gepaeck, um den Touristen Zelte und Essen auf den Berg zu bringen. An den Herren klebte kein Gramm Fett und sie waren oftmals besserer Laune als die Teilzeit-Trekker, die keuchend jedes Etappenziel erreichten.

Der Aufstieg zum Rinjani, dem höchsten Punkt der Caldera, startete gegen 2Uhr morgens, bei einem atemberaubenden Sternenhimmel, bei dem man sogar die Milchstrasse sehen konnte. Hunderte von Taschenlampen quälten sich die Caldera hoch, um den Sonnenaufgang auf dem Gipfel zu erleben. Dieser war gar nicht so leicht, weil der Pfad lediglich aus Geröll oder Sand bestand und eine Steigung hatte, bei der man nicht leichtfertig sein darf. Im Prinzip ging man zwei Schritte und rutschte einen Schritt wieder den Berg hinunter und das auf 1000 Höhenmetern und vier Stunden.

Meine Begleitung und ich erleichterten uns den Aufstieg mit Musik, so dass wir pünktlich zum Sonnenaufgang den Gipfel erreichten und eingewickelt im Schlafsack den Anblick geniessen konnten. Der Abstieg ging dann um so schneller, da wir wie in Pulverschnee einfach den Hang hinunter rutschten. Im weiteren Verlauf des Tages mussten wir dann allerdings nochmal 1000m zum Kratersee absteigen, um dann auf der anderen Seite die Caldera wieder hinaufzusteigen, da dort unser Nachtlager war.

Dieser Link veranschlaucht quasi was einem so durch den Kopf gegangen ist (der Aufstieg zum Rinjani ist hier nicht vertreten, aber stellt euch vor, da kommen noch einige Flüche, Gedanken zum Aufgeben, Frust, Motivationsversuche und die Freude und der Ruhm zur Gipfelbesteigung dazu):
https://planetbell.files.wordpress.com/2015/02/rinjani-thoughts.png

Ich kann die Tour wirklich jedem empfehlen, der eine Herausforderung und einen atemberaubenden Ausblick sucht. Allerdings wird der Anblick von Müll und Fäkalien die Stimmung immer wieder trüben. Ich habe mich oft gefragt, wofür ich soviel Eintrittsgeld zahle, wenn hier nicht der Müll weggeräumt wird. Zwar sind die Porter und Besucher angehalten, den Nationalpark sauber zu halten, aber er sieht trotzdem wie eine Müllhalde aus – vor allem auf den Zeltplätzen.

Integraler Bestandteil jeder schönen Teekkingtour sind aber die Menschen, mit denen man unterwegs ist. Ich hatte Glück und bin mit einer coolen Truppe unterwegs gewesen. Ebenso hat mein Zeltbuddy Boris fuer die richtige Stimmung gesorgt, sodass es nie langweilig oder kalt wurde. Boris hab ich dann auch auf Gili Trawangan wiedergetroffen. Aber dazu mehr im nächsten Blogeintrag.