Stone Forest near Kunming

Der steinerne Wald nahe Kunming

Wer wünscht sich nicht, Berge wie Schafe zu hüten. Man könnte sie einfach von A nach B bewegen und ganze Landschaften verändern. Ich würde mir sofort einige der schönsten Gebirge herbei holen, um zum Klettern aufbrechen. Jinfen Ruoga besaß diese Fähigkeit. Wie eine Schafherde führte er die Berge Luliangs in den Norden Yiliangs. Doch er besaß diese Fähigkeit nicht rechtmäßig. Dafür stah er eine magische Peitsche und einen magischen Spruch. Er wollte für sein Dorf einen Damm bauen, um sein Dorf zu schützen. Bei Morgengrauen entdeckten ihn jedoch die Krähen des magischen Hahns. Die Berge erstarrten daraufhin nahe dem Napan River. Für das Volk der Sani wird er als Held verehrt. Seitdem stehen die meterhohen Gesteinsformationen nun in der Nähe Kunmings und bilden das märchenhafte, steinerne Labyrinth in Shilin, das an einen Wald erinnert. Die Steine unterscheiden sich in ihrer Form erheblich von den Steinpfeilern Zhangjiaje. Dieser Steinwald hat nicht den Anspruch, nach den Wolken zu greifen. Ich muss keine 1000 Stufen emporsteigen, um einen Gipfelblick zu erhalten. Die Wege sind dennoch an einigen Stellen schmal. Einige Male muss ich mich durch enge Nischen quetschen. Doch hinter jeder Kurve versteckt sich eine neue Landschaft. Mal versperrt ein weiterer Fels den Blick, mal laufe ich Stufen hinauf oder hinab, mal stehe ich vor einer weiten Wiese mit einem Bach oder einem Teich. Es ist abwechslungsreich und das Gebiet erstreckt sich über 500 Quadratkilometer. Der Hauptteil des Nationalparks ist dicht mit den Steinfelsen bedeckt. Hier sammeln sich die Touristen. Es ist übervölkert und ein Wegeleitsystem führt die Besucher in Einbahnstraßen durch die Felslandschaft. Um die Hauptaussichtspunkte im Zentrum des Nationalparks zu besichtigen, benötigt jeder viel Geduld. Doch die Ausblicke entschädigen definitiv. Mit Kunming endet auch meine Rundreise in China. Ich habe mich entschieden, nach Yangshuo zurück zu kehren. Das Reisen in diesem riesigen Land mit seinen unzähligen Sehenswürdigkeiten und spektakulären Landschaften hat mich ausgelaugt. Ich bin gerade an dem Punkt angelangt, wo ich die Schönheit der chinesischen Architektur, die Landschaft und die Kultur nicht mehr so wertschätzen kann, wie ich es gerne würde und wie es angebracht wäre. In wenigen Ländern habe ich so eine Reizüberflutung erlebt, wie in China. Es ist ein gigantisches Land mit exzeptionellen Sehenswürdigkeiten, Landschaften und Nationalparks. Allein die Auseinandersetzung mit der Geschichte, der Kultur, den Mythen und Legenden beleben die Fantasie und können überwältigend sein. Doch ich brauche eine Pause vom pausenlosen Einchecken und Auschecken unzähliger Hostels. Ich brauche eine Pause vom Sightseeing im Allgemeinen. Ich sehne mich danach, für eine Weile an einem Ort zu verweilen, um Energie zu tanken. Was wäre da besser geeignet, als in Yangshuo Klettern zu gehen. Dies scheint auf den ersten Blick kontraproduktiv, aber die Kletterer unter euch, werden wissen, wovon ich spreche. Also führt mich meine letzte Station in China zurück nach Yangshuo.