View from the rock Falesia delle Silenzio

Finale Ligure und italienischer Espresso

Eigentlich sollte es nur ein Kurztrip nach UK werden. Doch wenn ich schon ineffektiv und kostenintensiv von Asien nach Europa reise, warum sollte ich nicht ein oder zwei Monate in Europa verbringen. Und dann erhielt ich ein Angebot, das ich nicht abschlagen konnte. Mit dem Campingbus einen Monat verreisen und in Europa klettern! Eine traumhaft Vorstellung, spekuliere ich doch schon lange damit, mir selbst einen Bus zuzulegen. Und dann fuhr ich irgendwann Anfang November mit Alina Richtung Mittelmeer. Lotte, der Taufname ihres Busses, war vollgepackt mit Camping-Utensilien, Kletterausrüstung und Decken. Das Wetter zeigte sich europaweit durchwachsen und regnerisch, aber wir wollten unser Glück in Italien suchen. Wir fuhren also zu einem der bekannteren Klettergebiete Europas. Bereits seit den 60er Jahren fasziniert das Gebiet Finale Ligure mit seinen Kalkfelsen an der Mittelmeerküste Italiens unzählige Kletterer aus aller Welt. Finale Ligure besteht aus den Ortschaften Finale Marina, Finalpia, Finalborgo und Varigotti. In Finalborgo haben wir uns allerdings am wohlsten gefühlt. Der Ort hatte eine kleinen historischen Statdtkern ohne Autoverkehr, kleine Gassen mit Einkaufsmöglichkeiten und Restaurants. Hier gibt es auch zahlreiche Outdoorgeschäfte mit Kletterequipment. Die italienischen Cafes haben wir gerne an verregneten Tagen für einen „Cafe solo“ besucht. Finale Ligure erlebte in den 70er und 80er Jahren einen regelrechten Boom. Alessandro Grillo gehört zu den Kletterpionieren der Region. Mit 13 Jahren startete er bereits seine Kletterkarriere. Um 1968 fing er mit seinem Freund Gianni Calcagno an, die Felsen seiner Heimat bewusst zu erforschen und der Klettergemeinschaft weltweit zugänglich zu machen. Weitere Wegbereiter sind Vittorio Simonetti, Gian Luigi und Eugenio Vaccari. Es ist überliefert, dass sie dies noch mit Bergschuhen taten. Die Bekanntheit des Gebietes stieg kontinuierlich. Über die Jahre haben sie und andere Kletterer viele neue Felsen erschlossen und Routen gesetzt. Mittlerweile gibt es über 2000 Routen an über 25 Felsen. Der Ansturm hat natürlich auch dazu geführt, dass viele Routen heutzutage sehr poliert sind – sehr zu unserem Nachteil. Der Fels bietet aber reichlich Abwechslung mit unzähligen Platten, Leisten, Löchern und sinterähnlichen Strukturen. Bevor wir uns überhaupt langweilten, waren unsere Finger und Arme längst ermüdet oder der ungeliebte Regen setzte ein. Damit bin ich auch bei der traurigen Seite des Trips angekommen. Es gab viel zu viel Regen! Leider in ganz Europa, so dass uns auch eine Flucht zur Verdun-Schlucht in Frankreich oder nach Siruana in Spanien unlogisch erschien. Stattdessen fuhren wir für 2 Tage an die Cote d’Azur und nach Monaco. Leider holte uns der Regen ein, so dass wir bereits nach drei Wochen zurück nach Deutschland fuhren. Viele mögen denken, mit dem Campingbus zu verreisen und wild zu campen, sei doch gefährlich. Wir waren nicht blauäugig. Im Vorfeld haben wir uns mit Sicherungsmöglichkeiten gegen Einbruch und Diebstahl beschäftigt. Doch letztlich kann man sich nicht gegen alle Eventualitäten absichern und wir haben uns für die üblichen Sicherungsmethoden entschieden: Übernachtungs- und Stellplatz mit Bedacht wählen, alles Abdecken, Wertsachen mitnehmen und nachts für eine schnelle Flucht vorbereitet sein. Letztlich hatten wir in Italien auch keinerlei Probleme und meist sogar andere Nachbarn mit Campingbussen. Es entwickelte sich quasi eine Buscommunity, auch wenn das Wetter zu kalt war, um intensive Kontakte zu knüpfen. Österreich war allerdings unser Verhängnis. Wir wurden bestohlen. Es dauerte etwas, bis wir es merkten, aber dann ging alles ganz schnell. Es raschelte und schwuppdiwupp war die Schokolade weg! Eine kleine, graue Maus hatte sich Zugang zu Lotte verschafft und unseren Notvorrat an Schokolade gefunden. Ein Desaster! Unser Glückshormonspiegel sank für die nächsten Stunden in den Keller, zumal wir uns erstmal um die hinterlassene Notdurft des Einbrechers kümmern mussten. Aber daraus haben wir gelernt! Ab sofort essen wir die Schokolade sofort auf!