Badami im Norden von Karnataka gehört sicher nicht zu den schönsten Städten, die man in Indien gesehen haben muss – sicher aber ist sie für Kletterer ein Besuch wert. Touristisch hat die Stadt einige Höhlentempel zu bieten sowie ein riesiges Wasserbecken namens Agastytirtha, an dessen Rand kleine sehr anschauliche Bhutanatha-Tempel liegen. Ich muss aber gestehen, dass ich mir für kulturelle Ausflüge keine Zeit genommen habe, da die Felsenlandschaft geradezu berauschend wirkte. Die Stadt selbst ist laut, staubig und von Muslimen dominiert. Jeden Morgen wurden wir um 5:45 freundlich vom Muezzin geweckt. Auffällig waren insbesondere auch die vielen Borstenschweine, die das Stadtbild prägten. Sie durchwühlen die Müllberge und die offene Kanalisation nach Essbarem und haben auch keine Scheu in dem Gewusel aus Rikschas, Bussen, LKWs, Zweirädern und Viehwägen die Straße zu überqueren – ohne zu verunglücken.
Klettern in Badami
Die roten Sandsteinfelsen laden zu wunderschönen Klettereien ein. Hier findet man auch die berühmte Route „Ganesh“ (8b+), die zu den Holy Grails der indischen und auch internationalen Klettergemeinschaft gehört. Allerdings sollte man sich bei einem Kletterurlaub in diesem Gebiet auf folgendes gefasst machen. Klettern ist hier kein Breitensport – zumindest jetzt noch nicht. Es gibt keine Klettershops. Man sollte alles Equipment mitbringen. Existierende Kletterführer sind meist veraltet. Es werden immer neue Routen geschraubt. Allerdings entfernen die Einheimischen gerne mal die ersten Bohrhacken, sodass man immer ein paar zusätzliche „Hanger“ dabei haben sollte! Warum das gemacht wird? Das konnte uns niemand sagen. Wenn man keine Ausrüstung dabei hat, kann man
Material auch bei einheimischen Kletterern zu für indische Verhältnisse überteuerten Preisen ausleihen. Die Inder zeigen sich auch hier von ihrer geschäftstüchtigen Seite. Das Material ist veraltet und ich hätte es vermutlich schon längst ausgemustert. Eine gute Prüfung des Materials ist zu empfehlen, bevor man sich Equipment ausleiht. Preise bewegen sich hier für ein Seil pro Tag gerne mal um die 1000 Rupie. Ich setze dies einmal ins Verhältnis: dafür kann ich mir eine Übernachtung und drei üppige Mahlzeiten am Tag leisten.
Ebenso muss man damit rechnen, dass man als Kletterer und auch als Tourist in dieser Region eine Seltenheit ist. Wird man an einem Felsen entdeckt, bildet sich schnell eine Menschenmenge und wird bestaunt wie im Zoo. Ich spreche hier aus Erfahrung. Komplizierter wird die Situation dadurch, dass sich meist nur Männer auf den Weg gemacht haben und es so auch mal vor allem für allein reisende Frauen unangenehm werden konnte. Zudem sollten Kletterer darauf vorbereitet sein, dass die Englisch-Kenntnisse der meisten Einwohner hier nur gering sind. In unserem Fall war ich anfänglich schon etwas besorgt, als uns eine Gruppe von rund 30 Männern am Fels besuchte. Wir kletterten in einer Gruppe von vier Personen und letztlich waren die Anwohner super freundlich und sehr in den Sport interessiert.
Insgesamt waren die Menschen auch hier alle sehr freundlich und hilfsbereit und sei es auch nur, dass uns mit wilder Gestik der Weg gezeigt wird. Bezaubernd dagegen waren vor allem die Kinder – und das nicht nur hier. Man wird auf den Straßen mit einem Lächeln und einem „Hello“ gegrüßt, es werden Hände geschüttelt und nach dem Namen gefragt. Und ganz wichtig die Frage nach dem „School Pen“. Schulstifte scheinen bei den Kindern eine beliebte Währung zu sein. In Peru beispielsweise, fragten uns Kinder eher nach Keksen. Aber immer noch besser als nach Geld zu fragen – was bisher vor allen in den Touristenhochburgen in Goa und Hampi vorkam. Mein Plan für die Zukunft wird also sein, immer eine Packung Stifte dabei zu haben – auch wenn man Gefahr läuft, dass sich diese Kunde wie ein Lauffeuer verbreitet.
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