Stone footpath in Wulingyuan Scenic and Historiy Interest Area

Düstere Wälder & göttliche Berge

Es ist neblig und es regnet vereinzelt. Ich wandere durch dichten Wald. Links und rechts ragen riesige Sandstein-Pfeiler in die Wolken. Vereinzelt kann ich Gipfel ausmachen, doch meist versperrt mir ein dichter Wolkenschleier die Sicht. Es wirkt düster, aber atmosphärisch. Ich könnte mich in einer spannenden Szene eines Grimm’schen Märchens befinden. Doch kein Wolf taucht aus dem Dickicht auf und kein altes Weib möchte mir etwas Böses. Ich befinde mich im Westen der chinesischen Provinz Hunan. Der Ort hat schon die Macher des Animationsfilms Avatar inspiriert.

Der Nationalpark Wulingyuan Scenic and Historic Interest Area liegt in der Nähe des Ortes Zhangjiajie und hat durch den Tourismus einen enormen Aufschwung erlebt. Der Park ist touristisch bis ins kleinste Detail ausgebaut. Shuttle-Busse fahren die Besucher zu den Ausgangspunkten für ihre Wanderungen. Unberührte Natur gibt es, allerdings wird der Besucher diese nur von gepflasterten Pfaden aus bewundern können. Es ist nicht vorgesehen, die Wege zu verlassen. Zudem kann der geneigte Besucher die Höhenmeter auch mit Seilbahnen oder Fahrstühlen überwinden. Ich habe mich für den beschwerlichen Aufstieg entschieden. Tausende von Stufen führten mich auf den Gipfel. Es war herausfordernd und schweißtreibend. Und was erwartete mich oben auf dem Gipfel? Eine wunderschöne Aussicht und McDonalds.



 

Zusammen mit dem Tianmen Berg besitzt die Region unvergessliche Natur. Der Berg erreicht eine Höhe von 1518m und hat ein riesiges Plateau anstelle eines einzelnen herausragenden Gipfels. Bereits von er Stadt aus ist seine riesige Höhle zu sehen, die Ursprung für die Himmels Kultur und Inspiration für viele Geschichten war. Der Berg beherbergt zudem einen Tempel aus der Ming Dynastie, welcher hin und wieder „Tempel des Himmels“ genannt wird. Mehrere Wege sind direkt am Kliff gebaut. Einige davon haben einen Glasboden und bieten einen ungehinderten Blick in die Tiefe bringen. Häufig kommt es zu zu lustigen Szenen auf den Wegen, da viele Besucher sich verängstigt am Geländer festhalten oder sich dicht an die Bergwand drücken. Die Angst steht ihnen ins Gesicht geschrieben. Per Seilbahn fahre ich hinauf und entkomme den lauten, chinesischen Reisegruppen schnellen Schrittes. Auf dem Berg erwarten mich  vorgegebene Wanderpfade, die ich tunlichst nicht zu verlassen habe. Ich bin fasziniert von der Bauleistung, die diesen Berg dieses neue Gesicht gab und fragte mich trotzdem, wie es hier wohl zu Zeiten der Ming Dynastie war. Wie haben die Menschen den Berg früher bestiegen? Ich finde keine Anzeichen von alte Wegen. Jetzt bieten Rolltreppen im Berg, Seilbahnen und kurvenreiche Straßen einen bequemen Aufstieg für jedermann. Während ich durch uralte Wälder wandle, begegnen mir Arbeiter mit schweren Lasten auf den Schultern. Die Bebauung ist noch nicht vorbei. Die Investoren treiben den Ausbau weiter voran. Ich begann eine Ahnung davon zu bekommen, was meine nächsten Reiseziele mir darbieten würden.