Climbing the Teide Eggs on Tenerife

Tauchen, Surfen und Vulkane im Atlantik

Meine Kontaktlinsen fühlten sich in meinem Auge an wie Eisplättchen. Klirrend kalter Wind fegte mit bis zu 70h/km an mir vorbei und machten jeden Schritt in der Dunkelheit zu einer Gratwanderung auf dem Weg zum Gipfel des Teide, dem höchsten Berg Spaniens (3717m). Er ist ebenso der dritthöchste Vulkan der Welt. Ich versuchte mein Gesicht vor der Kälte zu schützen. Meine Gedanken wanderten nach Nepal. War der nächtliche Aufstieg auf den Larkya La Pass auf 5213m auch nur annähernd so kraftraubend? Ich spielte mit dem Gedanken umzudrehen. Auf dem Gipfel, dem Kraterrand, gab es eh keine Aussicht auf einen Sonnenaufgang. Schon den Tag zuvor hingen Wolken wie eine umgedrehte Suppenschüssel über dem Vulkangipfel. Wir übernachteten die Nacht zuvor auf der Berghütte Altaviste. Sie liegt auf 3260m. So sparten wir uns einige Höhenmeter. Dennoch waren die letzten Höhenmeter eine Tortur. Ich quälte mich Schritt für Schritt hinauf, teils vierfüßig, um nicht vom verschneiten und vereisten Weg heruntergeweht zu werden. Ein paar Tage zuvor hatte es bis auf Höhenlagen um 2000m geschneit. Zur Morgendämmerung erreichten wir den Gipfel. Das Schwarz wich einem Blau. Die Sicht reichte 20m. Unsere Notfall-Thermofolie zerriss innerhalb weniger Minuten aufgrund des anhaltend starken Windes. Wir beschlossen, nicht darauf zu warten, dass sich die Wolken auflösen. Nach 15 Minuten stiegen wir wieder hinab. Nach circa fünf Stunden erreichten wir den Parkplatz und fanden uns in einer warmen, rot-gelb Mondlandschaft wieder. Die Landschaft des Nationalparks ist so einzigartig, dass es Drehort für verschiedene Filme war. Die Ucanca-Ebene war sogar Testgebiet für den Marsroboter Rover ExoMars, der 2011 als Teil des Aurora Programms der ESA auf Mission ging. Nun standen wir also wieder in der strahlende Sonne. Es gab keinen Schnee und keine Wolken mehr. Wir beschlossen in der atemberaubenden Landschaft der Las Cañadas del Teide klettern zu gehen – mit Blick auf den Teide. Das Klettern in diesem Gebiet wirkt surreal und wunderschön. Das eigentliche Klettermekka Teneriffas ist allerdings Arico – nicht zu verwechseln mit Italiens Klettermekka Arco. Es gibt aber überall auf der Insel Klettergebiete. Leider sind nicht alle Kletterfelsen so gut gepflegt wie in Arico, so dass sich die Mehrzahl der Kletterer eben dort findet.

Insel der endemischen Arten

Teneriffa entstand vor etwa 12 Millionen Jahren . Das Anaga-Gebirge im Norden der Insel mit seinen wunderschönen und märchenhaften Nebelwäldern (Lorbeerwälder) ist der älteste Teil der Insel. Das Vulkanmassiv Teide und die Las Cañadas sind jüngeren Alters. Durch das ganzjährig milde Klima (im Süden warm und trocken, im Norden kühler und regnerischer), die verschiedenen Höhenzonen und die Abgeschiedenheit konnte sich auf Teneriffa eine besondere Tier- und Pflanzenwelt entwickeln. Es gibt viele endemische Arten. Beispiele hierfür sind die Kanarische Kiefer, der Kanarische Drachenbaum oder das kakteenähnliche Wolfsmilchgewächs Euphorbia canariensis. Darüber hinaus existieren viele endemische Pilzen und Algen, sowie Vögel und Echsen. Zu erwähnen sei hier der Teydefinke oder die Teneriffa Rieseneidechse. Der Dank gilt hier meiner Reisebegleiterin Julia, die durch ihre Interessen im Bereich Flora und Fauna neue Aspekte in unsere Reise einbrachte.

Surfen und Tauchen auf Teneriffa

Teneriffa ist ebenso ein beliebtes Surf-, Tauch- und Paraglider-Gebiet. Das Tauchen war besonders reizvoll. Das Lavagestein, das in geometrischen Formen erkaltete, war faszinierend. Quader auf Quader, Kissen an Kissen formen eine vertraut wirkende Landschaft. Als hätten Architekten Unterwasserstädte für die Meeresbewohner erbaut. Nachdem ich mich auf Bali nicht getraut hatte, surfen zu lernen, habe ich mich überwunden und einen einwöchigen Surfkurs absolviert. Mit einem fünf Millimeter dicken Wetsuit stürzte ich mich also in die Wellen – mehr oder weniger meisterlich. Die Angst vor der so genannten Waschmaschine war immer zugegen, besonders wenn sich die Wellen bereits weit im Meer aufbauten und viel zu mächtig für Anfänger wurden. Es hat Spass gemacht, aber ab dem vierten Tag fehlte mir die Kraft in den Armen, überhaupt noch Wellen zu erwischen. Meine Muskeln waren müde. Dennoch, ich würde es wieder tun, aber nie für das Klettern eintauschen.