Taj Mahal in Agra

Geschäftiges Treiben in Agra

Nach einer 9-stündigen Zugfahrt, bei der wir (Maria aus Khajuraho begleitet mich) circa sechs Stunden in ein Gespräch mit Indern verwickelt wurden, erreichen wir Agra ermattet. Mein erster Eindruck: hier bleibe ich länger. Das ändert sich aber schnell am nächsten Tag, als ich die Inder von ihrer unangenehmen, sehr geschäftstüchtigen Art kennen lerne. Aber zuerst mal: was gibt es in Agra zu sehen? Das berühmte Taj Mahal! Wir schaffen es zwar nicht zum Sonnenaufgang, aber wir haben immerhin soviel Glück, dass der Smog der Stadt heute nicht ganz so stark ist und wir eine klare Sicht auf das Mausoleum der dritten Frau des Großmogul Shah Jahan hatten. Mumtaz Mahal war seine große Liebe, sodass er ihr zu Ehren, dieses Denkmal erbauen lies. Es besteht aus weißem Marmor und die floralen Ornamente bestehen aus Edelsteinen, die zu einem Mosaik zusammengesetzt wurden. Es ist definitiv sehenswert, auch wenn der Eintrittspreis, den man als Ausländer zahlen muss, eine Zumutung ist und die Sicherheitsvorkehrungen übertrieben. Wir mussten tatsächlich zum einen Kilometer entfernten Ticketschalter zurück gehen, um unsere Rucksäcke einzuschließen, da sich darin Gegenstände befanden, die nicht auf dem Gelände erlaubt waren: Bücher, Trillerpfeife, Stifte, Laptop. Maria hatte Zigaretten, Feuerzeug und ebenso Stifte dabei. Wir haben uns nur fassungslos angeschaut und den Kopf geschüttelt.  Ein Bild in der Galerie zeigt das Ausmaß dieser Absonderlichkeit. Dementsprechend war es auch nicht möglich, dort gemütlich zu picknicken, ein Buch zu lesen, Frisbee zu spielen, oder einfach nur zu entspannen.  Nun aber zu der Gattung der ganz besonders geschäftstüchtigen Inder, und damit meine ich nicht die übertriebenen Preise für die Rikschas hier oder der Versuch, mir Speckstein oder Alabaster als Marmor zu verkaufen. Meine nachhaltige Ernüchterung für die Stadt führt auf zwei Ereignisse in der Festung von Agra zurück. Eine überglückliche Rebekka füttert mit der Hand ein Streifenhörnchen. Als Kind hatte ich ein Streifenhörnchen als Haustier und somit war meine Freude groß, den kleinen Nager hier wild herumlaufen zu sehen. (Spoiler: In Kanada gab es sehr viele Hörnchen und es gab einige Freunde, die meine Begeisterung für die quirligen Tiere nicht teilen konnten.). Das Füttern des Tieres war möglich, da ein Sicherheitsbeamter mir ein paar Krümel von Keksen auf die Hand streute. Essen mitzubringen war ja ebenso nicht erlaubt. Im Nachhinein wollte er dafür Geld haben. Ich habe das empört ignoriert. Das zweite Highlight gab es ebenfalls im selbigen Fort. Man bot uns an, einen Bereich zu besichtigen, der wegen Restaurationsarbeiten gesperrt war – eine Moschee für Frauen. Als wir wieder heraus kamen, wollte man von uns auf ebenfalls Geld haben. Natürlich nur von den Ausländern, nicht von den Einheimischen. Ich habe nur den Kopf geschüttelt und darauf hingewiesen, dass ich bereits Eintritt bezahlt hätte und kein zweites mal zahle. Das dritte mal war das Personal am Schließfach sehr freudig, Geld anzunehmen. Kosten des Schließfaches: As you like! Übersetzt heißt das natürlich ‚kostenlos‘, aber für andere nicht sichtbar werden die entsprechenden Finger für ein wenig Geld gerieben. In dieser Stadt erdulden Touristen wirklich einige Unverschämtheiten. Ein Ausflug in die Welt des Couchsurfing zusammen mit Marias Cousin war ein weiteres Highlight, das in die Annalen mit dem Titel: Wo bin ich hier nur gelandet? eingeht. Sagen wir mal so: wir haben die Zimmertür von innen verschlossen. Daher sind wir auch relativ schnell weiter und nach zwei Nächten in den Bus Richtung Rajasthan gestiegen. Ein paar Erfahrungen in Indien tragen leider dazu bei, dass Reisende weniger offen den Einheimischen gegenüber sind. Dies trifft vor allem dann zu, wenn nicht eindeutig klar ist, dass freundliches Verhalten mit monetären Erwartungen zusammen hängt. Leider wächst aber mit jedem Erlebnis das Misstrauen, sodass ein offener Austausch von Grund auf nicht möglich ist. Es schwingt unglücklicherweise doch immer irgendwie der Gedanke mit, dass die andere Person eine Gegenleistung verlangt. Nur selten hatte ich Unterhaltungen mit Indern, die keine Erwartungen kommuniziert haben, sondern nur ein Gespräch suchten, weil sie neugierig auf die Person ihr gegenüber waren.