Climbing at White Mountain

Klettern in Yangshuo

Yangshuo ist eines der Topreiseziele in Chinas. Unzählige Flüsse und Bäche schlängeln sich durch ein Labyrinth von Kalksteinfelsen. Die bewaldete Berge bilden ein sanftes Wechselspiel mit dem Wasser und den Reisfeldern. Yangshuo und die Umgebung von Guilin wird seit Jahrtausenden von Malern auf Papier gebannt. Die Berge, die tief-hängenden Wolken, der Fluss und Kraniche sind ein beliebtes, wiederkehrendes Motiv. Als ich in Yangshuo anreise, regnete es. Die Stadt ist eine gut ausgebaute Touristenstadt. Verkehrsberuhigte Zonen, Wege aus alten Pflastersteine, chinesisch anmutende Häuser, Wasserbecken, kleine Bäche und Brücken bilden eine Symbiose mit zahlreichen Restaurants, Unterkünften und Einkaufsmöglichkeiten. Die Stadt ist voller Touristen, die sich durch die Szenestraße drängeln. Überall versuchen Shops mit Live-Performances potentielle Kunden in ihre Läden zu locken. Damen in Trachten ethnischer Minderheiten zerstampfen stundenlang in großen Holzkübeln Chilis mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Ebenfalls beliebt sind Fahrten mit dem Floß auf dem Li Fluss. Ich verzichte, da Wasser von unten und von oben bei kühlen Temperaturen ein Heizungssystem verlangten, welches meine Unterkunft nicht hatte. Dazu kommt noch die Unart bei Temperaturen um 10°C die Türen offen zu lassen. Jedes Restaurant, jedes Hotel, jedes Geschäft hat die Politik der offenen Tür. Die Menschen sitzen in Winterjacken in den Räumen. Hin und wieder sieht man sie unter Decken eingemummelt, unter denen sich eine kleine elektrische Heizspirale verbirgt. Was für ein seltsames Verhalten! Zusätzlich ist die Region reich an Höhlensystemen. Schon oft habe ich mich gefragt, warum die Höhlen nicht etwas atmosphärischer mit verschiedenfarbigem Licht gestaltet werden könnten (ohne ein Pflanzenwachstum zu fördern)? Die Antwort habe ich in China gefunden. Die Gold Water Cave erstrahlte in einem unerträglichen Wirrwarr aus Farben. Das obgleich beeindruckende Tropfsteinmeer erstickte unter einer Beleuchtungsobsession. Noch Schlimmeres musste ich in der Dragon Cave sehen. Die ganze Höhle war zubetoniert. Lange war ich irritiert von den Wänden, Böden und Decken, die vereinzelt Stalagniten oder Stalagtiten besaßen. Es zeigte sich jedoch, dass die gesamte Höhle glattbetoniert wurde. Ich hätte über die farbige Beleuchtung, die Foto- und Druckerstationen, die kleinen Souvenirstände innerhalb des Höhlensystems und die künstlich installierten Skulpturen und Wasserbecken hinwegsehen können, wenn die Höhle nicht noch komplett seiner natürlichen Erscheinung beraubt worden wäre. Und dies war nicht nur der Fall auf den gepflasterten Touristenwegen, sondern im gesamten, sichtbaren Bereich. Ich bin nun mehr als dankbar, dass in Deutschland die Erhaltung der Höhlen im Vordergrund stand und nicht der Tourismus.

Klettern in Yangshuo

Aber zurück zum Wichtigem! Klettern in Yangshuo. Es gibt über 400 Routen in den Schwierigkeitsgraden 5.6 – 5.14. Die Klettergemeinschaft in Yangshuo ist international, wenn auch fluktuativ, da der Großteil nur zwei bis 4 Wochen zum Klettern da ist. Dennoch hatte ich keine Schwierigkeiten, nette Kletterpartner im bekannten Climbers Inn zu finden. Mittlerweile gibt es aber auch viele andere Unterkünfte, die sich auch Kletterer spezialisiert haben. Lilly, die Eigentümerin des Climbers Inn, klettert ebenfalls und hatte immer viele gute Tipps sowohl zum Klettern als auch zum Speisen parat. Seit Lilly mich am ersten Abend zu einem Streetfood-Platz gebracht hat, war ich jeden Abend dort essen. In einer ehemaligen Tiefkühltruhe findet sich frisch geschnittenes Gemüse, Fleisch, Fisch oder Tofu. Der Gast stellt sich in einer kleinen Schale seine Zutaten selbst zusammen, die dann anschließend heiß angebraten werden. Nur fünf Minuten später habe ich mein Essen mit einer Portion Reis auf dem Tisch. Die ganze Mahlzeit kostete mich weniger als 1.50€. Der Weg zum „Stirfried-Place“ wurde zu einem Ritual nach einem Tag am Fels. Yangshuo ist bekannt für seine schwere Kletterei an überhängenden Wänden. Diese und die vielen Höhlen ermöglichten abwechslungsreiches Klettern am trockenen Fels auch bei Regen. Und es regnete jeden Tag. Henkel, Leisten, Sloper und Tufa waren die dominierenden Felsformen. Im Überhang ist dies allerdings recht anspruchsvoll. Da Überhangkletterei noch nie meine Stärke war, musste ich mich kurzerhand leistungstechnisch herunterstufen. Frustrierend! Kurz vor meiner Weiterreise entdeckte ich dann jedoch einige gerade, technisch anspruchsvolle Wände (The Egg) und genoss endlich Kletterei in meinem Stil. Die Laune war gerettet. Nach 10 Tagen entschied ich dann aber doch erstmal weiter zu reisen und China zu erkunden – wenn auch mit wehmütigem Herzen. Seit März 2017 gibt es eine Neuauflage des KletterführersYangshuo Rock Climbs.“ Er gibt zusätzlich Informationen zu Unterkünften, Transportservices, Restaurantempfehlungen oder auch geführte Klettertouren. I bought it next to the Rusty Bolt bar. Klettern in China ist in den letzten Jahren immer populärer geworden. Seit den 90er Jahren hat der Ausbau an Sportkletterrouten kontinuierlich zugenommen. Die Bekanntheit im Ausland hat sicher auch mit Marken wie Petzl zu tun, die mit ihrer Dokumentation Petzls RocTrip von 2011 den Moon Hill mit seinem markanten Aussehen berühmt machten. Leider war der Fels komplett nass und glitschig als ich dort klettern war. Ebenso waren einige Routen von langen Hakenabständen gekennzeichnet, wodurch sich meine Begeisterung gerade unter diesen Grundvoraussetzungen in Grenzen hielt. Ich bin gespannt, wie sich die Kletterei in China in den nächsten Jahren noch entwickeln wird.