Sphinx and Pyramids in Egypt

Zwischen Ruinen und Schiffswracks

Vor einem Jahr attackierten Männer mehrere Touristen in einem Hotel in Hurghada mit einem Messer. Es war nicht das Hotel, in dem ich eingecheckt hatte, aber seit dem Vorfall erhöhte die Regierung die Sicherheitsvorkehrungen, um nicht noch mehr Touristen zu verlieren.
„Alles Quatsch was die Medien im Westen berichten. Da wird jede Kleinigkeit gleich zu einem Attentat aufgebauscht. Ein Mann hatte nur keinen Lohn gezahlt bekommen und wollte sich beim Manager rächen.“  Taxifahrer in Hurghada
Das ISIS sich später dazu bekannte, bleibt unerwähnt. Was ist nun Wahrheit, was nicht? Klar ist, dass Ägypten seit dem Arabischen Frühling, seit den Attacken und dem ungeklärten Flugzeugabsturz unter dem Touristenschwund leidet. Am 25. Januar war der sechste Jahrestag der Revolution. Hurghada und ganz Ägypten ist voller Militärcheckpoints. Einige existieren allerdings seit 20 Jahren. Allein auf dem Weg nach Luxor fuhren wir an über 20 Kontrollposten vorbei. Teilweise werden Touristenbusse von Militär begleitet, um Überfälle zu verhindern. Viele Hotels in Hurghada sind unterbelegt, aber jedes hat einen Sicherheitsmann sowie einen Flughafen-Scannern für Mensch oder Tasche vor dem Hotel stehen. Je nach Hotel ist das Wachpersonal mit AK-47 oder Pistole ausgerüstet. Einige nehmen ihren Job ernst, andere weniger. Aus meiner Sicht nicht hilfreich, um neue Attacken abzuwehren. Aber es gibt den verbleibenden Touristen ein Gefühl der Sicherheit. Überall in der Stadt sind Überreste aus Zeiten des Booms zu sehen. Halb fertiggestellte Häuser- und Hotelruinen säumen die Straßen. Jetzt sammelt sich in ihnen der Abfall der Straße. Es macht kurzzeitig betrübt, aber nur solange bis der nächste Straßenhändler auf mich zu gerannt kommt, um mich in seinen Shop zu locken. Selten wurde ich in Asien oder Indien so aggressiv zum Kauf angesprochen oder so unverhohlen angelogen. Hier wird ums Überleben gekämpft. Ich war froh, mit Juuso, einem Freund aus Finnland und mein Tauchpartner in Bali, unterwegs zu sein. Wo immer nötig, waren wir ein Paar. Und das war oft nötig. Das Rote Meer sowie Ägypten war ein weißer Fleck auf meiner Karte. Die antiken Stätten am Nil hatten mich schon in meiner Kindheit fasziniert. Anubis, Osiris, Horus, Pharaonen und Cleopatra waren in Kinderohren sehr wohlklingend und faszinierende Gute-Nachtgeschichten. So beschlossen wir, nicht nur Tauchen zu gehen, sondern auch ein wenig Sightseeing zu machen. Wir besuchten die Pyramiden von Gizeh, das Ägyptische Museum in Kairo und die Tempel in Luxor. Es war beeindruckend und auch nicht. Ohne guten Guide oder guter vorheriger Recherche ist eine positive Erfahrung kaum möglich. Das Ägyptische Museum enttäuschte mich in dieser Hinsicht am meisten. Es war vollgestellt mit Artefakten. Unser Guide gab sich Mühe aus der Vielzahl der Ausstellungsstücke die Wichtigsten zu wählen. Das Museum verfolgt eine Chronologie, aber ist ansonsten relativ konzeptlos. Bleibt zu hoffen, dass der Neubau des Museums die Geschichte des Landes besser würdigt und weitere ägyptische Artefakte, die sich in ausländischen Museen befinden, den Weg zurück nach Ägypten finden.

Wracktauchen im Roten Meer

Für Taucher ist das Rote Meer ein Traum. Die Preise sind günstig wie lange nicht mehr und das Essen bei Bootstouren unbeschreiblich lecker. Als besonderen Tauchgang haben wir zwei Wracks (Ghiannis D. und Carnatic) besucht. Ich hatte sogar eine Unterwasserkamera dabei. Jeder Taucher weiß allerdings auch, was passiert, wenn man sich zu viel unter Wasser bewegt. Die Luft geht schneller aus. Bereits nach 20 Minuten hatte ich keine Luft mehr in meinem Tank und der Guide hat seinen Tank mit mir geteilt. Da wird Wracktauchen nochmal richtig spannend, wenn man sich zu zweit durch die engen Gänge drängt. Wir haben beide überlebt und ein paar gute Erinnerungen gibt es auch. Ägypten hat mich gefesselt, aber hier und da auch enttäuscht. Wie wird sich das Land in den nächsten Jahren entwickeln? Die Menschen versuchen ein normales Leben zu führen. Sie flanieren am Wasser mit der Familie, rauchen Wasserpfeife oder schauen Fußball. Viele jedoch schlagen lediglich Zeit tot. In Kairo noch mehr als in Hurghada. Doch Kairo möchte ich trotzdem nochmal besuchen. Zu kurz war unsere Zeit dort, da unser Aufenthalt willkürlich durch unseren Reiseveranstalter abgebrochen und verkürzt wurde und wir ungewollt und ungefragt zurück nach Hurghada gefahren wurden. Dies hat aber doch gereicht, um ein Gefühl für die Stadt zu bekommen. Sie war anziehend und abstoßend zugleich. Sie wirkt wie eine Ruine, sie ist baufällig und brüchig, schmutzig und verstopft. Seit 2015 wird nur 45km östlich eine neue Hauptstadt erbaut. Ob dies die Probleme der alten Stadt lösen wird, wage ich zu bezweifeln. Kairo ist ein Schmelztiegel, der kurz davor ist, über zu laufen. Ein Grund mehr, für einen baldigen Besuch!