View of Hongkong from Victoria Peak

Häusermeer und Wohnungsnot in Hongkong

Das Erste was ich von Hongkong erblickte, waren die unzähligen Inseln. Es war grün um Hongkong herum. Die chinesische Sonderverwaltungszone besteht nicht nur aus Hochhäusern, sondern aus mehr als 260 Inseln, Bergen und großen Waldgebieten. Nur rund 25 Prozent der Landfläche sind bebaut, da die Berge und steilen Hänge eine Bebauung unmöglich machen. Auf einer Fläche von rund 1100qkm drängeln sich rund sieben Millionen Einwohner. Das sind mehr als 6000 pro Quadratkilometer. Die meisten leben dabei in der Stadt Hongkong. Hier bin ich wahrlich umzingelt von grauen Hochhäusern, die mal mehr mal weniger architektonische Meisterwerke darstellten. Hongkong zählt zu den Städten mit den höchsten Lebenshaltungskosten. Das macht die Wohnraumsituation umso prekärer. Trotz eines Regierungsprogrammes, neuen Wohnraum zu schaffen (public housing), leben mehrere Tausend Menschen in so genannten Käfigen (cage people). Dabei befinden sich mehrere abschließbare Käfige in einem Raum. Diese Wohneinheiten sind nicht größer als zwei Quadratmeter. Der rasante Bevölkerungszuwachs in den 50er Jahren, war mitverantwortlich für diese Entwicklung. Abseits von den Häusermeeren befinde ich mich in herrlichen naturbelassenen Wäldern. Fast naturbelassen. Die Wege sind alle gepflastert und alle hundert Meter steht ein Schild, zum richtigen Verhalten im Wald. Der Weg zum Viktoria-Peak ist eine willkommene Auszeit vom Lärm und dichtem Verkehr in der Stadt. Hier gibt es eine Aussichtsplattform mit bester Sicht auf die Stadt und seine Skyline, sofern der Smog diese ermöglicht. Mit einer historischen Seilbahn kann der steile Aufstieg zum Aussichtspunkt ebenso vermieden werden. Bevor ich allerdings die Aussicht genießen konnte, musste ich mich durch ein mehrstöckiges Einkaufszentrums mit unzähligen Restaurants kämpfen. Meine Erholung in der Natur war damit schnell Zunichte gemacht. Hongkong war bis 1997 eine britische Kolonie. Doch selbst mit der Vereinigung behielt es besondere Rechte. Als Sonderverwaltungszone genießt Hongkong weitestgehend Autonomie mit einem eigenen politischen und ökonomischen System. Unglücklicherweise löste sich diese Autonomie immer mehr auf, wie die vergangenen Monate zeigten. In militärischen Angelegenheiten und in der Diplomatie hält Peking die Hoheit. Mit der Eingliederung hat Hongkong einen Katalysatoreffekt für die gesamte Region ausgelöst. Die angrenzenden Gebiete erlebten einen ungeahnten wirtschaftlichen Aufschwung. Zu den negativen Effekten zählte aber auch, dass Hongkong und die Region bekannt wurde für Drogen- und Menschenhandel. Dies ist nicht das erste mal das Hongkong im Zentrum des Drogenhandels steht. Im kollektiven Gedächtnis der Chinesen steht insbesondere die Niederlage des Kaiserreiches Chinas gegen das britische Empire im ersten Opiumkrieg (1839-42). In Folge dessen verlor China Hongkong an das Vereinigte Königreich. Es musste seine Märkte öffnen und und den Opiumhandel erdulden – mit schwerwiegenden Auswirkungen auf die chinesische Geschichtsschreibung. Bereits nach zwei Tagen fahre ich mit dem Schnellzug auf das chinesische Festland, um in der wundervollen Umgebung von Yangshuo zu klettern. Leider habe ich erst zu spät erfahren, dass es in den Bergen Hongkongs einige Sportklettergebiete gibt.