Cock fight training on Malapascua

Nur ein Paradies für Taucher?

Lange habe ich mit mir gerungen, auf die Philippinen zu fliegen. Zu viele Konflikte gab es für mich vor Ort, die mich abgeschreckt haben. In der Rangliste des Global Terrorismus Index 2016 des Institute for Economic & Peace befindet sich das Land auf Rang 12. Dazu beigetragen haben mitunter die Aktivitäten der terroristischen Gruppe Abu Sayyaf, die sich auch durch Entführungen finanziert und im schlimmsten Fall die Entführten in medialen Inszenierungen brutal ermordet. So geschehen mit dem 70-jährigen Segler aus Deutschland, während ich auf der Insel Bohol war. Aber auch die Anti-Drogenkampagne von Präsident Duterte war meinungsbildend. Tausende mutmaßliche Drogenhändler oder Nutzer sind seinem Kampf gegen Drogen bereits zum Opfer gefallen. Dabei ist nicht immer eindeutig, wer die Opfer getötet hat und ob eine Verbindungen zu Drogen bestand. Es ist oft die Rede von Selbstjustiz durch Bürgerwehren, Krieg gegen Arme, Auftragsmorden, korrupten Polizeieinheiten und die Aussetzung von Rechtsstaatlichkeit. Warum sollte ich also auf die Philippinen fahren? Wegen der Landschaft, der Natur, den Menschen und den Tauchplätzen! So saß ich am 14. Februar im Flugzeug nach Manila. 1521 entdeckte der portugiesische Segler Magellan das Inselarchipel und landete auf der Insel Cebu. Hier lies er ein christliches Kreuz errichten und nahm das Land für Spanien in Anspruch. Bis dato war der Buddhismus und der Islam vorherrschende Religion. Magellan starb wenig später in einem Hinterhalt auf der Nachbarinsel Mactan durch den Stammesfürsten Lapu-Lapu. In dieser Inselgruppe, den so genannten Visayas, startete meine Reise. Die Philippinen umfassen mehr als 7000 Inseln mit mehr als 36.000km Küstenlänge. Doch das Insel-Archipel hat mehr zu bieten als weiße Strände und einzigartige Tauchgründe. Die Philippinen besitzen dichte Regenwälder, Gebirgsketten und Vulkane, Höhlen und eine einzigartige Tier- und Pflanzenwelt. Auf Bohol verliebte ich mich in das weniger emsige Hinterland. Zu den bekannteren, endemische Tieren auf dieser Insel gehört sicherlich der Koboldmaki (Tarsier). Da sein Lebensraum durch den Mensch erheblich bedroht ist, ist er kaum noch in freier Wildbahn zu finden, sondern in geschützten Reservaten. Guides führen die Besucher dann zu die nachtaktiven Tieren, wo sie Fotos von und mit dem Primaten machen können. Nicht jede Einrichtung verfolgt dabei nur den Aspekt des Artenschutz. Von der kleinen Stadt Loboc aus erkundete ich die berühmten Chocolate Hills. Über 1200 Hügel gibt es in dieser Region. Diese grassbewachsenen Hügel waren einst Korallenriffe. Erosion gab ihnen die heutige Gestalt, bevor sie vollständig aus dem Wasser durch plattentektonische Aktivitäten emporgehoben wurden.

Tauchen mit Sardinenschwärmen und Haien

Moalboal, eine kleine Stadt im Westen der Insel, ist berühmt für seine Sardinenschwärme, die sich an den Steilwänden nahe der Küste aufhalten. Millionen von Sardinen schwimmen in immer neuen Formationen um die unzähligen Taucher, Schnorchler und Free Diver herum, die mit großen Augen dem Treiben des Fischschwarms folgen. Ich ebenso. Der Anblick war atemberaubend und ich versuchte mehrmals in die Schwärme hinein zu schwimmen. Natürlich stoben die Fische auseinander, aber das war mein Ziel: zu sehen, wie sich die Gruppe neu formiert. Ähnlich faszinierend war der Tauchgang auf der Nachbarinsel Malapascua, bei dem Taucher hautnah Fuchshaie bei der Morgenwäsche beobachten können. Diese wirken mit ihren großen Augen und trotz ihrer riesigen, säbelförmigen Schwanzflosse wesentlich freundlicher als Riffhaie und sind ungefährlich für den Menschen. Bei dem Tauchgang werden Taucher bis zu einer fest installierten Kette geführt, von der aus sie die Haie beobachten konnten. Dies hat natürlich auch mit einer Portion Glück zu tun, da es sich um freilebende Tiere handelt, die nicht angefüttert werden. Ich habe sieben mal einen Hai bei dem Tauchgang gesehen, während ein Freund nur einmal einen Hai bestaunen konnte. Bei meinem Schnorchelausflug zu den weißgepunkteten Walhaien benötigte ich kein Glück. Bei Oslob gab es zu überteuerten Preisen eine hundertprozentige Garantie auf Sichtkontakt. Warum? Fischer haben junge Walhaie durch Anfütterung dazu gebracht, ihr Futter nicht mehr in den Weiten des Meeres zu suchen, sondern morgens von den Fischern abzuholen. Auf kleinen Booten gleiten diese zwischen den Touristenbooten voller Schnorchler vorbei. Die Walhaie folgen ihnen hungrig. Sie wirkten wie domestizierte Wildtiere. Sie ignorierten die dutzenden Schnorchler, die gleichzeitig im Wasser schwammen, und ein Foto mit den Tieren machen wollten. Nach dreißig Minuten war die nächste Gruppe Schnorchler im Wasser. Fischer haben aus ihrer Not eine Tugend gemacht und verdienen nun gutes Geld. Es war eine Win-Win-Situation für alle, für die Walhaie, die Fischer, die Anwohner und die Touristen. Und es ist ethisch trotzdem mehr als fragwürdig. In diesem Fall habe ich dieses Erlebnis mit gemischten Gefühlen abgespeichert. Mein Fazit zu den Philippinen: Will man das Archipel erkunden, braucht man viel Zeit. Drei Wochen scheinen mir jetzt zu wenig. Die Strände sind teils paradiesisch, aber die Philippinen bieten mehr als Strand und Wasser. Es gibt noch einige Dinge, die ich mir anschauen würde.