Inscription at the Chengdu Wuhou Shrine Area

Zwischen Pandas und Tempeln

Chengdu ist die Hauptstadt Sichuans im Westen Chinas. Die Stadt ist bekannt für ihre Zuchtprogramme für Riesenpandas. Überall in der Stadt, den umliegenden Städten und Gemeinden wimmelt es von Panda-Figuren, Plakaten, Plüschtieren und Taschen. An jeder Straßenecke schauen mich Pandagesichter an. Ich bin hin und her gerissen und entscheide mich letztlich gegen den Besuch einer dieser Aufzuchtanlagen. Ich werde das Gefühl nicht los, dass das eigentliche Ziel, der Schutz und die Arterhaltung, zur Nebensache geworden ist. Auf den Plakaten wird für Fotoshootings mit Riesenpandas geworben. Enthusiasten können zudem für viel Geld einen Tag als freiwillige Helfer in der Aufzuchtstation mitarbeiten. Wie kann das artgerecht sein, mit tausenden von Menschen täglich konfrontiert zu werden? Es handelt sich hier schließlich um wilde Tiere. In Südafrika habe ich dies bereits mit Tiger- und Löwenbabies erlebt. Die Tiere wurden sediert, damit sie Stillhalten für das Foto. Ich habe mich danach geschämt, diese Industrie unterstützt zu haben. In Chendgu mache ich nicht noch einmal den gleichen Fehler. Aber Chengdu hat mehr zu bieten als nur Pandas. Der berühmte Wuhou-Temple ist eine Anlage aus dem vierten Jahrhundert. Sie ist Zhuge Liang, dem Markgrafen für Kriegswesen (Wuhou) gewidmet. Er galt als außerordentlicher Gelehrter und Stratege. Er wird sogar mit Sun Tzu, dem Autor von dem Buch „Die Kunst des Krieges“ verglichen. Der chinesische Klassiker, die „Sechsunddreißig Strategeme“  von Tan Daoji ist eine Sammlung von Essays zu politischen und militärischen Interaktionen und Überlistungstechniken. Der zweiunddreißigste Teil, die „List der offenen Stadttore“, basiert auf seinen Erfahrungen. Ebenso gilt er als Erfinder einiger militärischer Vorrichtungen. Weitere Hinweise auf Zuhuge Liangs Leben werden in dem Buch „Die Romanze der drei Königreiche“ von Luo Guanzhong beschrieben. Über den Wahrheitsgehalt wird unter Historikern aber gestritten. Nichtsdestotrotz wirkt sein Leben und Wirken bist heute nach. Er wird in der Literatur und in unzähligen Filmen verehrt. Außerdem spielt sein Charakter in Computerspielen, Kartenspielen oder Comics mit. Der Tempel, in dem auch sein Fürst Liu Bei beigesetzt wurde, ist sehr gut erhalten. Neben einer zentralen Skulptur von Zhuge Liang finden sich 28 Skulpturen chinesischer Generäle und Beamte mit individuellen Charakterzügen in der Hallo. Die verwinkelte und abgeschlossene Architektur der Anlage, der Lotusteich mit seinen Pagoden, die unzähligen Bonsaibäume in verschiedenen Größen und Formen und der Bambuswald machen die Anlage zu einem Ort des Verweilens. Es ist das absolute Gegenteil zu dem Touristenareal gleich hinter den Mauern des Tempels. Die angrenzende Jinli-Straße ist ein noch stärkerer Besuchermagnet als der Wuhou-Tempel. Es ist unmöglich den Massen auszuweichen. Im Schneckentempo geht es vorwärts. Langsam werde ich an historisch nachempfundenen Häusern vorbei geschoben, deren Imbisse, Bars, Restaurants oder Shops mit allerlei Köstlichkeiten locken. Die scharfe Küche Szechuans war dominierend. Es war sehr lecker! Aber der Lärm tausender Besucher verdirbt einen doch ein wenig den Genuss. Nicht viele Stellen boten einen Platz zum Verweilen und Innehalten. Es war Feiertag.